Noch bis 8. Januar weilt O-Liner Stefan “Arnie” Ehrentraut auf Heimaturlaub in Österreich, wo er nicht nur die Zeit mit Familie und Freunden genießt sondern sich auch Mitte Dezember einer Operation unterzogen hat. Der 22-Jährige VikingsAbroad studiert seit August 2017 mit einem Stipendium am Alderson-Broaddus-College.

Wie sein Uni-Alltag über dem großen Teich nun aussieht, welche Unterschiede zu den Vikings er dort bisher erlebte und wie er sich erstmal zu behaupten lernte und zu einem Keyplayer seiner Mannschaft wurde, erzählte er Kiki Klepsch im Interview.

Wie gestaltet sich jetzt dein Alltag an der Uni?
Ein normaler Tag während der Saison beginnt bei mir mit Aufstehen um 5:30 Uhr, gefolgt von einer Einheit in der Kraftkammer um 6 Uhr. Mit Physiotherapie und Kältebecken geht es um 7 Uhr weiter, nach der Physiotherapie geht es zum Frühstück. Von 9 Uhr bis 13 Uhr habe ich Unterricht, direkt im Anschluss folgt das Mittagessen, meistens typisch Amerikanisch. Nach dem Mittagessen habe ich eine kurze Pause bevor das Team Meeting beziehungsweise das Position Meeting um 14:20 beginnt. Um 16 Uhr beginnt das zweistündige Training, in dem man sich auf den nächsten Gegner vorbereitet und an seiner Technik arbeitet. Nach dem Training, wie könnte es anders sein, geht es direkt zum Abendessen. Nach dem Dinner steht entweder Freizeit am Programm oder nicht so spaßige Dinge, wie Projekte, Arbeiten schreiben, etc. Normalerweise geht mir das Licht zwischen 22 und 23 Uhr aus, denn am nächsten Tag beginnt wieder alles von vorne.

Ehrentraut (#78) an der Line of Scrimmage

Wie beurteilst Du das Niveau Deines Teams im Vergleich zu Deinem Home-Team in Wien?
Das Niveau ist im Allgemeinen höher als in Europa, aber den größten Leistungsunterschied gibt es bei den Skill Positions, die sind einfach schneller und explosiver als bei uns in Österreich. Auf der anderen Seite ist bei der O- und D-Line der Niveau-Unterschied nicht so extrem bemerkbar, aber es ist selbst für die Amerikaner schwer, große, athletische, und zum Sport motivierte Leute zu finden.

Wie war deine erste Saison an der Uni?
Die Saison selbst war sehr durchwachsen für das Team, einige knappe Niederlagen und Verletzungen einiger Leistungsträger. Für mich persönlich verlief die Saison richtig gut bis zum Zeitpunkt meiner Verletzung. Ich konnte mich von Spiel zu Spiel steigern und hatte mich zu diesem Zeitpunkt zu einem der wichtigsten Spieler entwickelt.

Stefan arbeitet bereits hart an seinem Comeback nach der OP, hier beim Workout im Fit/One Vösendorf; betreut wird er dabei vom langjährigen Vikings-Physiotherapeut Lukas Walla.

Wie gestaltet sich das Training?
Vom Ablauf her ist das Training sehr ähnlich wie bei den Vikings. Es dauert in der Regel zwei Stunden und jede Minute ist genau durchgetaktet, es wird keine Zeit verschwendet.

Unterschiede bzw. Parallelen zu den Vikings?
Der größte Unterschied ist wohl, dass sich die Coaches in Wien mehr Zeit für ihre Spieler nehmen als die Coaches in den USA, aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass es in Europa kein Team gibt mit 100+ Leuten am Roster.

#78 Stefan Ehrentraut mit der Battlers O-Line in Action

Wie sieht dein typischer Gameday aus?
Mein Gameday beginnt um 8 Uhr mit dem Team Frühstück gefolgt von einem kurzen Team Meeting, wo nochmal letzte Details besprochen werden. Zwei Stunden vor Spielbeginn ist Treffpunkt im Stadion, meistens gehen meine Zimmerkollegen und ich schon etwas früher zum Stadion, um mit den Fans zu plaudern, die oft schon seit 9 Uhr tailgaten. Meine Gameday Routine beginnt normalerweise mit dem Tappen gefolgt von einem kleinen Snack in Form eines Gatorade und Power Riegel. Viele Leute hören Musik vor dem Spiel um sich zu hypen, aber ich bin mehr der Ty, der lieber ruhig da sitzt und in seine eigene Welt abtaucht um sich zu fokussieren. Für das Warm Up geht es dann das erste Mal aufs Feld – man sieht die ganzen Fans, Cheerleader, TV-Kameras, Reporter, etc.
Und in diesem Moment wird einem klar: gleich wird es ernst. Nach dem Warm Up geht es noch mal kurz zurück in den Locker Room für die letzte Ansprache des Head Coach und dann ist Show Time.

Show Time am Gameday!

American Football ist ein Teamsport und steht und fällt mit dem Teamzusammenhalt. Hast Du rasch ins Team hineingefunden?
Nachdem ich am Anfang nicht so ernst genommen wurde, ging es recht schnell. Man muss ihnen einfach zeigen, dass man es ernst meint und besser sein will als sie. Und: man darf sich nichts gefallen lassen.

Wie wurdest Du aufgenommen?
Am Anfang wurde ich ein wenig belächelt, vor allem von den älteren Spielern mit der Haltung ‚was will denn der Typ mit dem Schwarzenegger Akzent bei uns, spielen die in Australien (Österreich) überhaupt Football?‘ Was auch ab und zu vorkam war, dass die Leute falsches Interesse zeigen, typisch Amerikanisch halt. Aber nachdem in den Leuten zeigte, dass ich es ernst meine, verstummten die meisten sehr schnell.

Heimische Printmedien verfolgen Ehrentrauts Werdegang

Was ist Dein Ziel im Football?
Mein volles Potential und Talent zu nutzen, um der beste Football Spieler zu sein, der ich sein kann. Ich will Football Österreich gut repräsentieren, damit es die nächste Generation einfacher hat mit dem Sprung nach Übersee.

Was vermisst Du an Wien?
Das familiäre Umfeld von Football in Österreich, das gute Essen, und meine Kollegen von der O-Line.

Wir wünschen unserem #VikingAbroad Stefan Ehrentraut eine schnelle Genesung und weiterhin viel Erfolg!

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