Nach sagenhaften 33 Jahren als Spieler und Coach bei den Dacia Vienna Vikings beendet Thomas Ölsböck seine aktive Football-Karriere und verabschiedet sich mit einem berührenden Brief von der Vamily, den wir euch nicht vorenthalten wollen.
Liebe Vikings, Freunde, Familie!
Donnerstag, der 17. Dezember 1987: Dieser Tag wird mir für immer in Erinnerung bleiben.
Nachdem ich endlich den Weg zur Sportuniversität auf der Schmelz gewagt habe, um nun endlich bezüglich eines Probetrainings bei den Vienna Ramblocks nachzufragen, fiel ich sogleich aus allen Wolken, als man mir mitteilte, dass die Ramblocks 1988 nicht an der Liga teilnehmen werden und sich vielleicht sogar auflösen würden. “Oba neben uns trainieren die WIÄNA WEIKINGS, do kaunst sicha frogn”.
Vikings? Wer will zu die Vikings? Ich wollte doch ein Ramblock sein!
33 Jahre später und mit der Ausnahme von einem Jahr als UNO-Soldat in Zypern & Kuwait sowie zwei Jahren in Minnesota, blicke ich auf die beste Zeit meines Lebens zurück und habe nun den Entschluss gefasst, meine aktive Football Karriere zu beenden.
Natürlich ist mir dieser Schritt nicht leichtgefallen und ich möchte euch versichern, dass ich für immer einer von euch sein werde! A Viking For Life!
Ich habe sehr lange über diesen Brief nachgedacht, angefangen zu schreiben, gelöscht, Notizen gemacht, diese wieder verworfen, Emotionen haben mich gezwungen, immer wieder Pausen einzulegen…
33 Jahre ist eine lange Zeit, und es ist nicht möglich, in einem Abschieds- bzw. Liebesbrief an euch, mich bei allen zu bedanken, um euch zu sagen, wie wichtig mir diese Familie in meinem bisherigen Leben war und immer sein wird.
Wo würde ich anfangen? Der damalige HC der Rams, der mich zu den Vikings geschickt hat, Holub Michi, mit dem ich den ersten Kontakt hatte?
Wie kann ich in einem kurzen Brief alle Personen nennen, welche mich auf meinem Weg geleitet, für mich da waren und Freude und Familie bedeuten. So viele Personen, die Einfluss auf das hatten, was ich in meinem Leben und im Football umgesetzt habe: die Wurms, J. Zivkos, Holubs, Schleifers, Olsons, Calaycays, Herzs (erster Kontakt beim Training), meine Coaches, meine Spielerinnen der Ladies (My pride, my Joy, my Ladies), meine Spieler der Teams, welche ich gecoacht habe …
Ihr seht, dass eine Liste den Umfang dieses Briefes sprengen würde. Darum möchte ich mich bei allen, die mich auf diesem langen Weg begleitet haben, bedanken.
Jede Person hat zu meiner Weiterentwicklung als Spieler, Coach und Mensch beigetragen.
Ich blicke gerne zurück, und wenn ich auf der Hohen Warte, der Ravelin oder generell bei einem Football Spiel sitze dann vergleiche ich, resümiere und habe ein Lächeln in meinem Gesicht, denn ich weiß, dass es ein langer und harter Weg für uns war, von meinem ersten Spiel an der Sideline gegen die Vienna Ducks auf der Schmelz vor 15 Zusehern (wobei 10 davon Tennisspieler waren, die auf dem Weg vom Tennisplatz zum Restaurant waren), zum Spiel gegen Bergamo auf der Hohen Warte, bei dem die Polizei den Zutritt sperren musste, da wir zu viele Zuseher hatten, bis zum Trainingszentrum Ravelin, eigenen Coaches Office, 30.000 Zuseher bei der Heim EM 2014 und und und …
In all meinen Jahren mit euch hatte ich viele ernste, lustige, traurige und vor allem gute Gespräche! Gespräche, die mir in meiner Entwicklung als Mensch, Spieler und später als Coach geholfen haben. Mir war es immer wichtig nicht stehen zu bleiben, zuzuhören und – wenn möglich – die wichtigsten Sachen für mich umzusetzen. Gespräche mit Coaches, Spielern und Freunden aus aller Welt haben mich offener gemacht, über die Grenzen zu schauen auch wenn es einfach nur bedeutet hat wieder einmal dankbar zu sein, für das was wir hier haben.
Im Laufe meiner Coaches Karriere habe ich viel darüber nachgedacht, was ich am Ende dieser Karriere sagen möchte, was würde mir am Herzen liegen. Die Meinung darüber hat sich immer und immer geändert.
Am Karriereende angekommen weiß ich genau, worum es mir am Ende geht und was mir wichtig war und ist: Rückblickend sind es nicht die Siege, die wir gefeiert haben, die Meisterschaften, die Medaillen, die den Erfolg einer Person widerspiegeln sollten.
Sondern ich frage mich: Habe ich Spielern, Spielerinnen, Coaches das notwendige Wissen mitgegeben und als Vorbild gewirkt, um ein guter Sohn, eine gute Tochter, ein guter Ehepartner, Mutter, Vater also am Ende ein selbstbewusster, mitfühlender, hilfsbereiter, offener und guter Mensch zu sein?
Es bleibt nur DANKE zu sagen, zurück zu blicken und zu hoffen, dass ich viel richtig gemacht habe, um ein würdiger Teil dieser Familie zu sein.
Danke, dass ich diesen unglaublichen Weg mit euch gehen durfte!
Euer Öli